Die Macht der Worte

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott…“

bibelcenter

So beginnt das Kapitel von Johannes dem Täufer, der gepredigt hat, was er dachte. Johannes rief damals zur Umkehr auf (wovon auch immer sei jetzt nicht von Bedeutung, es geht ja hier darum, dass man sagen kann, was man denkt) und kündigte das Kommen des Gottesreiches und „eines Stärkeren“ . . . an. (Johannes in wikipedia) Er kritisierte auch noch so einiges Andere. Das war den Herrschern natürlich ein Dorn im Auge. Sie bekamen Angst und ließen Johannes köpfen.

Johannes‘ Kopf auf dem Silbertablett serviert. Bildquelle wikimedia

Die Enthauptung hat aber nichts genützt, denn Johannes sprach die Wahrheit. Jesus ist ja wirklich erschienen und hat noch mehr Worte in den Köpfen der Menschen verteilt. Er hat von der Liebe erzählt, auf welche alle Menschen ein Recht haben. Ein Grundrecht. Ja, er war so frech und hat gesagt, dass Gott alle Menschen liebt, auch die Armen. Und weil er die Wahrheit aussprach und weil immer noch zu wenig Menschen die Wahrheit vertrugen, musste auch Jesus seinen Körper wieder hergeben.

Ja, wenn man der herrscherden Klasse keinen Honig um’s Maul schmiert, dann wird’s gefährlich. Eigentlich hat ja Jesus nur gesagt, wer er ist. Er hat sich eigene Gedanken gemacht und erkannt, was jeder Blinde schon längst hätte sehen müssen. Und weil er seine Gedanken mit dem einfachen Volk geteilt hat, wurde er einfach mal zum Staatsfeind erklärt. Vielleicht hätte er sich ja nicht gleich „König“ nennen müssen, aber wahrscheinlich hätten sie’s ihm auch so angehängt, um einen Grund zu finden, den gewandten Redner zum Schweigen zu bringen….

Bildquelle pixbay

Jeder kennt die Geschichte von der Kreuzigung, denn der arme Jesus wurde in dieser Pose in jede Kirche gehängt. Und das, obwohl Gott kein Abbild von sich dort hängen haben wollte und bestimmt auch keines von seinem Sohn. Wenn Gott das gewollt hätte, dann hätte Jesus wohl eher wie eine Glühbirne ausgesehen.

Aber Gott ist gnädig und lässt auch die weiterleben, die seinem Sohn so schreckliche Schmerzen zugefügt haben. Töten konnten die Menschen ihn ja nicht und auch nicht die Worte, die er ausgesprochen hat und welche schon längst ihren Weg durch die Köpfe der Menschen angetreten hatten. So wie Johannes es vorhergesagt hatte: „Im Anfang war das Wort…“. Und er sollte Recht bekommen, denn das Wort von einer besseren Welt wurde die Grundlage für eine ganze Religion.

Merkwürdig nur, dass gerade Vertreter dieser Religion, die sich christlich nennen und Nächstenliebe predigen, wieder jemanden angreifen, der nur Worte benutzt. Ist Jesus völlig umsonst gestorben? Wurden alle seine Worte vergessen?

Wenn jemand heutzutage für Worte verurteilt wird, dann müssen alle Menschen verurteilt werden. Denn wir alle benutzen Worte und wir müssen sagen können, was wir denken. Vor allem aber müssen wir uns objektiv über Kriegsgeschehen auf dieser Welt unterhalten dürfen. Das geht aber nur, wenn man die Wahrheit kennt. O.k., wenigstens einen Teil der Wahrheit oder eben soviel, wie möglich. Und es kann auch nicht sein, dass man für die Worte verurteilt wird, obwohl man die Tat dazu gar nicht begangen hat. Da kann man ja auch gleich den eigentlichen Täter, über den man ja gerade berichten will, wegen Verleitung zu einer Straftat verklagen (weil ja der Täter einen dazu angeregt hat, über das Verbrechen zu reden).

Selbst die Leute in den Kriegsgebieten haben ein Recht sich über das zu unterhalten, was dort passiert. Was wäre denn jetzt, wenn ein kleiner Junge aus einem bombardierten Dorf das Video zu Assange geschickt hätte und ihn um Hilfe gebeten hätte. Wäre dann der kleine Junge auch vor ein Kriegsgericht gekommen, weil er geheime Operationen ausplaudert? Natürlich nicht (deswegen bekommt ja auch er keine Unterstützung). Aber ein Erwachsener, der eine Greueltat sieht, der darf darüber nicht berichten?

Eine Greueltat zu sehen und nichts dagegen zu tun, das ist unterlassene Hilfeleistung.

„Every time we witness and injustice and do not act, we train our character to be passive in it’s presens and thereby evtentually loose all ability to defend those, that we love.“

Julian Assange

Darüber sollten vor allem mal die Polizisten nachdenken, die Julian verhaftet haben. Stellt Euch doch einfach vor, es wäre Euer Sohn. Und wenn ihr das nicht könnt, dann werden es Eure Söhne sein, die was sagen wollen. Werdet ihr sie dann auch verhaften?